Fakten zur Fuchsjagd
Für die Jäger gilt das Luxemburger Jagdgesetz als eines der besten
in Europa. Doch es entspricht auch heute noch weitgehend demjenigen,
das seinerzeit auf Wunsch der bekannten Nazigröße, dem
Reichsjägermeister Hermann Göring ausgearbeitet wurde. So ist die
wildlebende Tierwelt auch heute noch kurzerhand in "nützliche" und
"schädliche" Tiere eingeteilt. Erstere werden massiv mittels
Fütterung, Zucht und reproduktionsfördernden Mitteln gehegt,
gepflegt, unterstützt und gefördert. Dem gegenüber stehen die so
genannten "Schädlinge" – die natürlichen Beutegreifer – die vergast,
vergiftet, erschossen, von Hunden gehetzt, gewürgt oder mit
Lebendfalle gefangen werden, um dann erschlagen, ertränkt oder dem
Hund vorgeworfen zu werden. Die natürlichen Beutegreifer, u.a. auch
der Fuchs, bedienen sich gelegentlich der gehegten und kranken
Nutztiere und geraten somit in direkte Beutekonkurrenz zum
Freizeitjägers. Obwohl sich unser größter heimischer Beutegreifer,
der Rotfuchs, vorwiegend von Mäusen, Aas, Fallobst, Schnecken,
Insekten, aber auch von krankem Niederwild ernährt, leidet er am
meisten unter dem jägerischen Beuteneid und der daraus
resultierenden Verfolgungskampagne.
Als Rechtfertigung für ihr Tun verweisen die Jäger auf die
fragwürdigen und international widerlegten Veröffentlichungen von
Jagdwissenschaftlern und renommierten Raubwild/Raubzeug-Regulatoren
wie Dr. Kalchreuter, Dr. Müller oder Dr. Spittler, deren simple
These sich wie folgt präsentiert: Intensive Fuchsjagd = weniger
Füchse = höhere Niederwildpopulation; reduziertes
Tollwut-Fuchsbandwurmrisiko = Arten- und Gesundheitsschutz!
1)
Diese These hat sich, dank langjähriger
wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in Freiland- und
Gehegebeobachtungen, als schlichtweg falsch herausgestellt.
Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung.
In unbejagten Gebieten setzt sich die füchsische
Familiengemeinschaft in der Regel aus einem Rüden, einer
rangältesten Füchsin und einigen Füchsinnen aus dem vorjährigen Wurf
zusammen. Nur die rangälteste Füchsin bringt Welpen (in der Regel
2-3) zur Welt, während die Töchter, obwohl reproduktionsfähig, sich
lediglich an der Nahrungsbeschaffung und Aufzucht des Nachwuchses
beteiligen. Durchschnittlich wurde festgestellt, dass sich etwa 60%
der reproduktionsfähigen Weibchen nicht an der Fortpflanzung
beteiligen (maximal 81%).
Durch die Fuchsjagd brechen diese stabilen Sozialstrukturen
auseinander, und jede reproduktionsfähige Füchsin beteiligt sich an
der Fortpflanzung, und dies mit erhöhter Welpenanzahl
(durchschnittlich 5-6 Welpen).
2)
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Tollwut nahm interessanterweise
gerade in jener Zeit zu, in der die Fuchsjagd immer mehr
intensiviert wurde. Aufgrund der füchsischen Populationsdynamik ist
eine Eindämmung der Seuche mit jagdlichen Mitteln schier unmöglich.
Die einzige erfolgreiche Vorgehensweise ist die seit Mitte der
achtziger Jahre durchgeführte Impfköder-Aktion zur oralen
Immunisierung der Füchse.
3)
Für den Fuchsbandwurm ist der Mensch in der Regel ein Fehlwirt, bei
dem sich der Wurm allenfalls in Einzelfällen entwickeln kann.
In Deutschland, mit ca. 82 Millionen Einwohnern, wurden im Jahr 2003
vom Robert-Koch-Institut in Berlin insgesamt 23 Erkrankungen
gemeldet und in Luxemburg wurde in den letzten 30 Jahren kein
einziger Krankheitsfall bestätigt.
4)
Allgemein fallen weniger als 5% des Niederwildes oder der
bodenbrütenden Vögel den verschiedenen Beutegreifern zum Opfer,
während der Rest in variierenden Anteilen durch Landwirtschaft,
Straßenverkehr und Krankheiten zu Tode kommt. Die Freizeitjäger
bejagen also ausgerechnet jene gefährdeten Tiere, die aus diesem
natürlichen Selektionsprozess als tauglich hervorgegangen sind und
erzeugen somit – bedingt durch unzureichende Zuwachsraten – eine
"Übernutzung "des Tierbestandes wie sie ein Beutegreifer nicht
bewirken kann. Um diese "Übernutzung zu kompensieren, züchten die
Jäger verschiedene Niederwildarten, die dann, obwohl in freier
Wildbahn nicht überlebensfähig, zur Bejagung ausgesetzt werden.
Jagdbuchautor Krebs berichtete seinerseits, dass dort, wo nach
Tollwutepidemien einzelne Gebiete nahezu frei von Füchsen waren, die
Hasenstrecken (Hasenabschüsse) keineswegs anwuchsen, dafür aber die
Seucheninfektionen unter Hasen zunahmen.
5)
Grundsätzlich ist Hausgeflügel, welches in unzureichend geschützten
Freilandgehegen gehalten wird, den Gefahren durch andere Tiere wie
Hunde, Katzen bis hin zu Mardern und eben auch Füchsen ausgesetzt.
Als "fuchssicher" gilt ein engmaschiger, mindestens zwei Meter hoher
Zaun, der 30-50 cm in den Boden eingelassen wurde. In Großbritannien
z.B. gab es 1993 in keinem von 50 mit Elektrozäunen ausgestatteten
Freilandgehegen Verluste durch Beutegreifer. Selbst dort, wo nur
unzureichende Schutzmaßnahmen ergriffen worden waren, fielen trotz
der in England vergleichsweise hohen Fuchspopulation im Schnitt
weniger als 2 Prozent der Legehennen wild lebenden Predatoren zum
Opfer, während die natürliche Mortalität mit 8,3 bis 11,6% zu Buche
schlug. Ein ähnliches Resultat verzeichnen die Schafszüchter, wo
weniger als 1% der getöteten Lämmer dem Fuchs angelastet werden.
6)
Ein kurzer Blick in jagdfreie Gebiete anderer Länder, wie etwa in
die deutschen Nationalparks in Berchtesgaden und im Harz, in den
italienischen Nationalpark Gran Paradiso (I) oder den Schweizer
Nationalpark, die niederländischen Dünengebiete, verschiedene urbane
Gebiete Englands, den irischen Nationalpark Kilarney oder den
kanadischen Prince-Albert Nationalpark, zeigt unmissverständlich,
dass nirgendwo drastische Anstiege der Fuchspopulation, negative
ökologische Folgen oder gar Schäden durch die Einstellung der
Fuchsjagd gemeldet wurden.
7)
Luxemburgs Jäger versuchen diese erdrückenden und langjährigen
Forschungsergebnisse mittels der oft zitierten
"Aulendorfer-Mitteilung" des Jagdwissenschaftlers Dr. Pegel zu
widerlegen. Diese so genannte "wissenschaftliche" Mitteilung enthält
weder eine Ortsangabe noch die Dauer der Forschungen oder weist
nach, ob es sich um Freiland- oder etwa Gehege-Beobachtungen
handelt, von fehlender Quellenangabe gar nicht zu reden. Dr. Pegel
versucht schlicht und einfach, mit unbewiesenen Behauptungen,
Mutmaßungen und verworrenen Prophezeiungen jägerische Phantasien als
Tatsachen zu vermitteln.
8)
Die Fuchsjagd ist nicht notwendig und muss als das betrachtet
werden, was sie letztendlich ist: Eine minoritäre Gruppe betreibt
als Hobby das Töten von Füchsen, wobei Methoden angewandt werden,
die nur als gravierende Tierquälerei und Auswüchse menschlicher
Überheblichkeit und Perversion bezeichnet werden können.
Ein neues Jagdgesetz, das den Menschenrechten, der Natur und dem
Tierschutz gerecht wird, ist dringend notwendig.
Ein erster Schritt in diese Richtung ist ein Verbot der
Fuchsjagd während der Paarungs- sowie der Aufzuchtzeit der Jungtiere
– also vom 1. Januar bis zum 15. Oktober – sowie ein ganzjähriges
Verbot jeglicher Fanggeräte sowie des Einsatzes von raubwildscharfen
Hunden und Erdhunden.
Den Neie Feierkrop
A.L.P.A.
V S K – Luxemburg
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